Die Ersterwähnung von Thiendorf mit 2 Mühlen erfolgte im Lehnbuch Friedrich des Strengen Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen 1350: item Timendorf et Tammenhain villas cum duobus molendinis ibidem. (1)
Urkundliche Erwähnungen erschienen 1661 mit SW.T. der „Kühemüller“ und 1667 mit Christoph Lesche als der „Kühnmüller“. (2) Die unterschiedlichen Schreibweisen beruhen darauf, dass nach Gehör geschrieben wurde.
Die Zuordnung der Mühle zur Grundherrschaft in Schönfeld kann bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts angenommen werden, bis etwa zur Ablösung der Frondienste. Eine Bewertung der beiden Mühlengrundstücke in Thiendorf und der Kauf durch die jeweiligen Mühlenbesitzer erfolgte in den Jahren 1797 bis 1806.
Ob von jeher in der Mühle Korn gemahlen und Holz geschnitten wurde, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Bauunterlagen des Mühlenbesitzers Johann Carl Richter aus dem Jahre 1883 weisen das Vorhandensein einer offenen Sägemühle und einer Mahlmühle aus. Der Baustil war, wie für das Dorf Thiendorf in jener Zeit üblich, Fachwerkbau. Es setzte eine rege Bautätigkeit ein. Richter errichtete das Stallgebäude und führte mehrere Innenausbauten durch. So wurde auch ein Backofen gebaut und die Grundlage der gewerbsmäßigen Bäckerei geschaffen.
Am 15. Juni 1900 erwarb Johann Carl Noack die Kienmühle für 35.500 Mark. Er meldete 1915 das Bäckereihandwerk an. Unter seiner Regie erfolgten von 1904 bis 1919 weitere Stall- und Schuppenanbauten sowie der Neubau eines separat stehenden Wohnhauses, welche für seinen Altenteil bestimmt war.
Die Mahl- und Sägemühle wurde mittels Wasserkraft über 3 oberschlächtige Wasserräder angetrieben. Eintragungen im Wasserbuch belegen, dass 1910 die Stauanlage umgebaut wurde. Sicher um dem Wassermangel in den Sommermonaten entgegenzuwirken. Die Elektrifizierung des Dorfes erfolgte 1912/13. Auf Grund der Skepsis gegenüber dieser neuen Energiequelle, wurde die Kienmühle allerdings erst 1918 auf eigene Kosten an das Stromnetz angeschlossen. Die Wasserräder wurden 1924 durch eine Turbine mit einer Leistung von 12,7 PS ersetzt.
  • Offenes Sägewerk
  • Mühle
  • Mühlteich
  • Blick nach Thiendorf
  • Familie Noack
Am 01.12.1926 vernichtete ein Brand das gesamte Mühlengebäude mit Wohnhaus. Noch im gleichen Jahr (Heilig Abend) konnte man bereits Richtfest für das Wohnhaus feiern. Die Mühle und das Sägewerk wurden im Laufe des Jahres 1927 wiedererrichtet. Auch die Bäckerei wurde im Rahmen des Wiederaufbaus in einem neuen Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite untergebracht.
Ein weiterer Schaden musste 1942 beseitigt werden. Ausgelöst durch die Schneeschmelze brachen hinter der Bäckerei 500 Kubikmeter Stein- und Erdmassen ab und zogen das Gebäude in Mitleidenschaft. Um weitere Abbrüche und Einstürze zu verhindern, wurden insgesamt 3000 Kubikmeter Fels und Erdreich abgetragen. Schäden am Gebäude wurden vorerst notdürftig repariert – es war Krieg.
  • Felssturz 1942
  • Sägehalle
  • Lorenbahn
  • Kienmühlenweg
  • Scheune
In den letzten Kriegstagen – im Mai 1945 – wurde von abziehenden SS-Einheiten der Wehrmacht das gesamte Grundstück vermint. Dem besonnen handeln der Roten Armee ist es zu verdanken, dass nur das separat stehende 30-jährige Wohnhaus vernichtet wurde. Es wurde später von Richard Noack wieder aufgebaut.
Ab Sommer 1945 arbeiteten Korn- und Sägemühle im Auftrag der Kommandantur der Roten Armee, welche ihren Sitz im Schloss Schönfeld hatte. Im Sägewerk wurde rund um die Uhr – im 3-Schicht-Betrieb – Holz geschnitten. Es diente unter Anderem zur Verpackung der Webmaschinen, die Großenhain demontiert und als Reparationsleistung nach Russland transportiert wurden. Ein weiteres Hauptaugenmerk wurde aus der Not heraus auf die Bäckerei gelegt.

Das Sägewerk musste von Erich Noack an den VEB Möbelfabrik Ottendorf-Okrilla verpachte werden. So entstand hier ein Zweigwerk, welches Holz für die Möbel- und Bauindustrie verarbeitete. Da keine weiteren Modernisierungen erfolgten, war der Betrieb nicht mehr rentabel genug und wurde 1965 geschlossen. Die Bäckerei wurde von Karl Noack bis 1979 betrieben. In der Mühle wurde zum Schluss nur noch zur Eigenversorgung der Bäckerei Mehl gemahlen. Wöchentlich geschrottet wurde bis 1994.



Quellen:
1) Lippert und Beschorner: „Das Lehnbuch Friedrichs des Strengen 1349/50“, Teubner Leipzig 1903, Abschnitt V Eintrag 49
2) Hauptstaatsarchiv Dresden: „Steuerregister der Untertanen zu Schönfeld 1661/1667“, Rep. Ia, 290 / Rep. Ia, 979 (vermutlich)



Jahr 2010